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Bericht von der Delegiertenversammlung unseres Verbandes. Aktuelles aus der hausärztlichen Berufspolitik.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

gerne möchte ich Ihnen von den Themen berichten, die uns Hausärztinnen und Hausärzte in Brandenburg momentan berufspolitisch
umtreiben und die wir in unserer vergangenen Delegiertenversammlung besprochen haben.

Vergütung der Nichtärztlichen Praxisassistentin (NäPa)
Durch eine fürs ländliche Brandenburg ungünstige KBV-Entscheidung (das bisher extrabudgetäre NäPa-Geld wird in die MGV überführt)
reichen die bereitgestellten Mittel für die Vergütung unserer NäPas nicht mehr aus. Die KV hat uns für die kommende Honorarverteilung vor
die Frage gestellt, ob das zur Verfügung stehende Geld quotiert aus einem Extratopf verteilt werden soll oder ob eine nichtquotierte
Auszahlung aus dem Gesamtbudget der Hausärzte der bevorzugte Weg ist.

Der Beratende Fachausschuss der Hausärzte hat sich schließlich nach langer Diskussion gegenüber der KV für den quotierten Extratopf
ausgesprochen. Nur auf diesem Weg können wir gegenüber den Krankenkassen deutlich machen, dass ein Mehrbedarf besteht.
Dennoch sendet der gesamte Vorgang falsche Signale. Erneut werden Leistungen nicht vollständig vergütet, für die wir uns oder unser
Praxispersonal extra qualifiziert haben. Auch vor dem Hintergrund neuer Palliativziffern, für die wiederum bestimmte kaum zu erfüllende
Qualifikationen erforderlich sind, stellt sich die Frage: Welchen Leistungen sollen wir als Hausärzte noch mit weiteren Anstrengungen
hinterherhecheln?

Widerstand wird es nun auf Bundesebene gegen die KBV-Entscheidung geben. Auch gegenüber den Krankenkassen werden wir deutlich
machen, dass unsere Leistungen fair vergütet werden müssen.

Umstellung der Notfallversorgung
Die KV Brandenburg hat sich auf den Weg gemacht, die Notfallversorgung/den Bereitschaftsdienst für die Zukunft fit zu machen. Ziel unter
anderem ist: Wir Niedergelassenen behalten den Prozess in der Hand. Pilotprojekte zu einem standortbasierten Bereitschaftsdienst laufen
bereits. Wir werden die Entwicklungen konstruktiv und kritisch beobachten und begleiten.
Im Zuge dieser Debatten gibt es auf Bundesebene auch Vorschläge vom „Sachverständigenrat im Gesundheitswesen“: Es ist die Rede von der „Ausweitung der Sprechzeiten niedergelassener Hausärzte“ und es „sollten vermehrt Samstag- und Abendsprechstunden in der vertragsärztlichen Versorgung angeboten werden“. (Quelle: www.svr-gesundheit.de)

Fakt ist: Solche Forderungen könnten im besten Fall nur größere Praxisgemeinschaften erfüllen. Damit wäre der etablierte und urhausärztliche Weg der „erlebten Anamnese“ ad absurdum geführt. Ob gewollt oder ungewollt: Hier lauert eine neue Gefahr für uns. Denn wenn wir nicht geschlossen starke berufspolitische Signale senden, wird die „Politik“ am Ende den bequemen Weg gehen und den Empfehlungen der „Sachverständigen“ folgen.

Palliativstrukturen
Neben den „alten Palliativziffern“ im EBM und der „SAPV“ wurde eine dritte Ebene, die „Besonders qualifizierte und koordinierte palliativmedizinische Versorgung“ geschaffen, die seit 01.10. diesen Jahres nach EBM abgerechnet werden kann. Wie schon oben erwähnt sind erneut besondere Qualifikationen erforderlich, um die neuen Ziffern abrechnen zu können. Eine Garantie der extrabudgetären Vergütung gibt es jedoch nur für zwei Jahre. Das kennen wir jetzt schon von der NäPa und die aktuelle Entwicklung dort muss uns eine Warnung sein. Hier sollte jede Praxis genau prüfen, ob sich der Aufwand lohnt.

Ich verspreche: Wir als Verantwortliche des Hausärzteverbandes Brandenburg bleiben mit Engagement und mit kollegialer Härte am Ball. Sie sind herzlich eingeladen, mitzumischen und Ihre Ideen und Anregungen bei uns loszuwerden.

Ihre
Karin Harre
Vorsitzende des Hausärzteverbandes Brandenburg