Hausärzteverband stellt Ergebnisse einer Umfrage vor: 95 Prozent der Befragten sind gerne Hausarzt in Brandenburg
Sind Sie gerne Hausarzt in Brandenburg? Fühlen Sie sich ausreichend vergütet? Welche Forderungen haben Sie an die Politik? Diese und weitere Fragen hat der Hausärzteverband Brandenburg mit Hilfe eines Fragebogens den 120 ärztlichen Teilnehmern des 13. Forums für den Hausarzt gestellt. 55 Ärzte aus Brandenburg und zwölf weitere aus Berlin haben an der Befragung teilgenommen. Die Ergebnisse sind nun für Brandenburg ausgewertet.
„Einen Teil der Fragen haben wir geschlossen gestellt, nur mit den Antwortmöglichkeiten Ja oder Nein. Weitere Fragen konnten die Ärzte frei in Stichpunkten beantworten“, erläutert Dr. Karin Harre, Vorsitzende des Hausärzteverbandes Brandenburg.
„Zunächst die guten Nachrichten: 95 Prozent der Befragten sind gerne Hausarzt in Brandenburg, 92 Prozent der Befragten fühlen sich als Teil der Hausärzteschaft“, so die Walslebenerin.
Die Umfrage bringe aber auch schlechte Nachrichten mit sich, so Harre. Fast 80 Prozent der Hausärzte sehen sich von der Politik nicht ausreichend gewürdigt. Nur rund zwei Drittel der Ärzte fühlen sich ausreichend vergütet. Und nur ein Drittel der Befragten fühlt sich über den Prozess der Digitalisierung gut informiert.
Aufschlussreich sind auch die Antworten auf die offenen Fragen. Das Stichwort Bürokratisierung nimmt bei der Frage nach den negativen Entwicklungen der letzten Jahre den Spitzenplatz ein.
Vor allem Anfragen der Kassen und die Erstellung von Gutachten für Versorgungsamt und Rentenversicherung werden als die bürokratischen Aufgaben genannt, die im Praxisalltag am meisten aufhalten.
„Wir haben die Umfrage gemacht, um herauszufinden, welche Probleme die Kolleginnen und Kollegen aktuell beschäftigen. Mit dieser Momentaufnahme werden wir auf Politik, Krankenkassen und die für uns Ärzte wichtigen Akteure zugehen“, so Harre.
Auswertung der Fragebogen für Brandenburg (55 TN)
JA | NEIN | |
Sind Sie gerne Hausarzt in Brandenburg? | 52 Stimmen (95%) | 3 Stimmen (5%) |
Fühlen Sie sich ausreichend vergütet? | 34 Stimmen (64%) | 19 Stimmen (36%) |
Würden Sie für mehr Freizeit auf einen Teil Ihrer Vergütung verzichten? | 33 Stimmen (63%) | 19 Stimmen (37%) |
Fühlen Sie sich und Ihre Arbeit ausreichend gewürdigt von… | ||
…den gebietsärztlichen Kollegen? | 33 Stimmen (62%) | 20 Stimmen (38%) |
…der Politik? | 10 Stimmen (20%) | 39 Stimmen (80%) |
…den Patienten? | 47 Stimmen (94%) | 3 Stimmen (6%) |
Fühlen Sie sich im Hinblick auf den Prozess der Digitalisierung ausreichend informiert? | 18 Stimmen (33%) | 36 Stimmen (67%) |
Fühlen Sie sich berufspolitisch gut vertreten? | 33 Stimmen (61%) | 21 Stimmen (39%) |
Würden Sie an dezentralen berufspolitischen Veranstaltungen teilnehmen? | 34 Stimmen (67%) | 17 Stimmen (33%) |
Fühlen Sie sich als Teil der „Hausärzteschaft“? | 49 Stimmen (92%) | 4 Stimmen (8%) |
Sind sie Mitglied der DEGAM? | 15 Stimmen (27%) | 40 Stimmen (73%) |
Sind Sie Mitglied im Hausärzteverband Brandenburg? | 24 Stimmen (44%) | 31 Stimmen (56%) |
Haben Sie eine Befugnis zur Weiterbildung? | 20 Stimmen (36%) | 35 Stimmen (64%) |
Haben Sie einen AiW in Ihrer Praxis? | 12 Stimmen (22%) | 43 Stimmen (78%) |
Negative Entwicklungen der letzten Jahre
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Bürokratisierung: IIIIIIIIIIIIIII Digitalisierung, Telematik: IIIIIIII Budgets noch nicht abgeschafft: III Zu viele Ausnahmeziffern, Abrechnungsschwierigkeiten: III Vergütung: II Höhere Arbeitsbelastung: II Beschneidung der hä Kompetenz (z.B. Geriatrie): II Sprechmedizin kommt zu kurz: II Kein Nachwuchs: II Kassenwillkür Facharztvers. In Peripherie Bild des Arztes in den Medien Zu viele Patienten zu versorgen Flatratementalität Anti-Korruptionsgesetz (Generalverdacht) Zu viele Facharztkontakte, dadurch Polypharmazie Datenschutzverordnung Fortbildungspflicht Mehr Druck durch Patient und Politik Noch keine Pflicht zur industrieabh. Fortbildung
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Positive Entwicklungen der letzten Jahre
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Vergütung: IIIIIIIStellenwert: IIIII Förderungen Ausbildung/Niederlassung: III Digitalisierung Heilmittelverordnung Stärkung durch Geriatrie und Gesprächsziffer Jetziges KV-Dienstsystem 116 117 Interessenvertr. Der KV-Ärzte Medikamentenplan Leitlinien Gute Standespolitik Stärkung der Hausarztrolle Beratung durch KV BD-Konzept der KV Weiterentwicklung der Medizin Patienten erscheinen mündiger
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Welche bürokratische Aufgabe hält Sie im Praxisalltag am meisten auf?
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Anfragen Krankenkassen: IIIIIIIIIIIIIIIIIII Anfragen Versorgungsamt: IIIIIIIIIIIIIII DMP-Daten: IIIIIIIIII Reha-Anträge: IIIIIII Abrechnung/Eingabe EBM-Ziffern: IIIIII Anfragen DRV: IIIII Dokumentation: IIIII Mutter-Kind-Kuren: IIII Formulare: III Heilmittelverordnungen Physiotherapierezepte VO häusliche Krankenpflege Neue Vorschriften Welche Medikamente auf Kasse PC-Probleme Telematik Zusammenarbeit mit Heimen
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Was sollte die KV anders machen?
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Bürokratie abbauen: II Vertretung der Ärzte, nicht Verschlechterung der Bedingungen: I Nicht dauernd Neuerungen Auch intern. Ausbildung in HA-Praxen fördern Beratung für pharm. Interaktionen Stärkung der Pädiater Mehr Sitze für Psychotherapie GOÄ beschleunigen Härtere, striktere Verhandlungen mit den Kassen Mehr Praxisnähe, weniger Klüngel Honorierung/Wertschätzung Keine Bestrafung von Mehrarbeit in unterversorgten Gebieten Mehr Werbung für HA-Beruf an Uni Bessere Versorgung in ländlichen Gebieten Bessere Organisation der Telematikinfrastruktur Keine Pflicht-DMP Telematikinfrastr.-Vergütung anpassen Anderes Vergütungssystem, Offenlegung der Kosten, Abrechnung wie bei Privatpatienten Unterstützung in der ersten Praxiszeit (drei Jahre) Bereitschaftsdienst schneller reformieren Bessere Erreichbarkeit der Verwaltungsbereiche Kein vorauseilender Gehorsam bei Abrechnungsprüfungen Vergütung der Psychotherapeuten an Arztgehälter anpassen Sprechende Medizin besser honorieren Schluss mit Verträgen (DMP, Hausarztverträge) Einzelleistungsvergütung
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Was sollte die Kammer anders machen?
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Bürokratie abbauen Zwei-Klassen-Medizin bekämpfen IGEL-Auswüchse bremsen Änderung Fort- und Weiterbildung, höhere Anerkennung Selbstinformation Mehr Kooperation mit der KV Mehr Praxisnähe, weniger Klüngel Mehr pharmafreie Fortbildungen anbieten Weiterbildungsordnung Allgemeinmedizin sinnvoll und realistisch gestalten Besser erreichbar sein Fortbildung sollte kostenlos sein Weniger herablassend zu ÄiW Rentenalter auf 65 Jahre Telematikinfrastr.-Vergütung anpassen Reduzierung der Fortbildungspunkte Keine Budgetierung Gleichbehandlung aller Ärzte und Psychotherapeuten Keine Mitgliedsbeiträge für peinliche Werbung Schluss mit Verträgen (DMP, Hausarztverträge)
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Was erwarten Sie vom Hausärzteverband Brandenburg?
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Bürokratie abbauen: III Interessenvertretung gegenüber KV und Fachärzten: III Fachgerechte Vertretung: II Weiter so: II HZV:II Hausärzte in den Vordergrund Auch hausärztlich tätige Internisten vertreten Hospitationsmöglichkeiten bei Fachärzten Weg von DEGAM Abwehr honorarfreier Leistungen Gute Zusammenarbeit mit anderen Fachgruppen Präsenz Für Landarztpositionen sensibilisieren (noch mehr) Unterstützung Hinweise/Informationen zu Gefahren des Arztalltages Gegen Digitalisierung positionieren Bessere Vertretung vor Ort Fusion mit Berlin Primärarztsystem Bessere Vernetzung der Hausärzte
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Welche Forderung haben Sie an die Politik?
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Gesell. Anerkennung: IIIIII Budgetierung beenden: IIII Vorverurteilungen müssen aufhören: III Privatversicherungen abschaffen: II Mehr Praxisnähe, Austausch mit Ärzten: II Nicht alles machen, was theoretisch möglich ist: II Stärkung der HÄ: II Bürokratie abbauen Offener für Ärzte sein Nur noch eine Kasse Abschaffung priv. KH Nachwuchsförderung Bessere Versorgung in Senioreneinrichtungen Priorisierung Adäquate Finanzierung der sprechenden Medizin Rückzug aus der überbordenden Digitalisierung Patientenströme begrenzen Rechenschaft über Wahlversprechen Versorgung der ländlichen Regionen Geld für patientenwirksame Medizin statt für Digitalisierung Neue Gesetze nicht einfach an Ärzte weiterreichen Sprechstundenzeiten nicht erhöhen Kostentransparenz Verlässliche Finanzierung der ambulanten Versorgung
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Mit welchem Entscheidungsträger würden Sie gerne einmal ins Gespräch kommen?
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Gesundheitsminister: IIIII KV-Vorstand: II Vorstand APO-Bank G-BA KBV-Vorstand |