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Schreiben des Deutschen Hausärzteverbandes an Jens Spahn und die Landesgesundheitsminister:

Sehr geehrter Herr Bundesgesundheitsminister Spahn,

heute wurden wir wieder einmal kurzfristig und sehr überraschend mit dem Schreiben des Staats- sekretärs Dr. Thomas Steffens konfrontiert, in dem eine Beschränkung für Bestellungen von Ärztin- nen und Ärzten im niedergelassenen Bereich für den Impfstoff von BioNTech auf 30 Dosen (5 Vials) ab kommender Woche angekündigt wird, während für Impfzentren und mobile Impfteams eine Bestellmenge von 1.020 Dosen (170 Vials) vorgesehen ist. Bestellungen für den Impfstoff von Moderna werden keiner Höchstgrenze unterliegen und voll umfänglich ausgeliefert.

Der Impfstoff von Moderna ist so hochdosiert, dass er bei der Verwendung zur Booster-Impfung nur zur Hälfte einer vollen Dosis verwendet wird. Das bedeutet, dass aus einem Vial des Impfstoffs von Moderna 20 Einzeldosen aufgezogen werden, während es beim Impfstoff von BioNTech sechs Einzel- dosen sind.

Für die Hausarztpraxen würde die Verwendung des Impfstoffs von Moderna einen wesentlich höhe- ren und kaum leistbaren organisatorischen Aufwand in den Praxen bedeuten, da Patientinnen und Patienten in 20er-Gruppen statt wie bisher üblich in sechser-Gruppen einbestellt und terminlich koordiniert werden müssen. Neben dem damit verbundenen deutlich höheren organisatorischen Aufwand wird zudem weiterer Beratungsbedarf u. a. wegen der Nutzung eines anderen Impfstoffs bei den Patientinnen und Patienten entstehen, der durch die Hausärztinnen und Hausärzte zusätzlich abgedeckt werden müsste.

Zusätzlich geben wir zu bedenken, dass nach der Empfehlung der STIKO unter 30-Jährige nur mit dem Impfstoff von BioNTech geimpft werden sollen. Diese Gruppe ist jetzt auch für die Booster-Impfung vorgesehen. Im Ergebnis müssen die hausärztlichen Praxen also nicht nur größere Gruppen koor- dinieren, sondern diese auch nach Altersgruppen unterteilen, was den organisatorischen Aufwand erneut steigert.

Nicht zuletzt besteht durch die Nutzung der 20er Vials auch ein deutlich höheres Risiko, dass wert- voller Impfstoff nicht genutzt werden kann, weil er schnell verfällt.

In der Gesamtschau fürchten wir deshalb, dass das von Ihnen vorgesehene Lieferschema eine Beschleunigung der Impfkampagne eher behindert als fördert.

Wir halten es deshalb für erforderlich, umgekehrt zu verfahren und den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten eine höhere Menge des Impfstoffs von BioNTech zur Verfügung zu stellen und statt- dessen Impfzentren und mobile Impfteams mehr mit dem Impfstoff von Moderna zu beliefern. Anders als ambulante Praxen, haben Impfzentren und mobile Impfteams einen deutlich größeren Durchsatz an Impfungen pro Zeiteinheit und können flexibler mit größeren Vials umgehen.

Berlin, 19. November

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Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Weigeldt

Bundesvorsitzender Deutscher Hausärzteverband e. V.

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